Historie Büsum - eine kleine Chronik

Eine Insel namens Busen, auch Bivsne genannt

Zwar wurde Büsum im Jahre 1140 erstmals urkundlich erwähnt, wie lange die Insel zu diesem Zeitpunkt schon existierte, kann man jedoch nur grob eingrenzen. So sind Besiedlungen der Marschengebiete ungefähr seit der Zeit um Christi Geburt bekannt. .

Schon der römische Schriftsteller Plinius (23/24 - 79 n. Chr.) berichtete über das ärmliche Leben der Marschbewohner: „ Dort bewohnt ein armes Geschlecht hohe Erdhügel oder von Menschenhand bis zur Höhe der höchsten Flut aufgeworfene Dämme, auf denen Hütten erbaut sind, Schiffenden gleich, wenn das Wasser alles bedeckt, Schiffbrüchigen gleich, wenn es sich wieder verlaufen hat " Die von Plinius beschriebenen Erdhügel nennt man hierzulande Warften oder Wurten. Auch Büsum gründete sich einst auf drei Warften, die noch heute im Ortsbild erkennbar sind: die Kirch warft, die Westerwarft (Bereich Bergstraße/ Alte Dorfstraße) und die Horst (Bereich Leuchtturm/ Tonnenhof).

Aber die Insel Büsum war um einiges größer als der jetzige Ort. Der Südteil reichte einst weit in die Dithmarscher Bucht hinein. Ältere Schriften berichten von drei Hauptorten: Norddorp (heutiges Büsum) Middeldorp und Süderdorp. .

Die genaue Gestalt der ursprünglichen Insel lässt sich aus den historischen Darstellungen nur schwer ableiten. Man kann davon ausgehen, dass sich Umriss und Lage der Insel durch die Einflüsse von Wind und Wellen stetig verändert haben, ähnlich, wie man es heute noch bei der Insel Trischen beobachten kann. Um Büsum herum befanden sich weitere Inseln und Sande, die einen gewissen Schutz gegen die Gewalt der See boten. Dennoch versanken große Teile der Insel nach und nach im Meer. Süderdorp ist wahrscheinlich schon während der ersten Großen Mandränke untergegangen, einer verheerenden Sturmflut im Jahr 1362, die an der Nordseeküste über 100.000 Opfer forderte. Middeldorp wurde bis Ende des 15. Jahrhunderts von seinen Bewohnern verlassen. Die Ländereien wurden aber zunächst noch bewirtschaftet, bevor auch dieser Teil der Insel versank. .

Mit dem Untergang von „0l Büsum" zeigte sich die Notwendigkeit des Deichbaus so deutlich, dass sich die Büsumer im Jahr 1455 als Erste in Dithmarschen ein Deichrecht gaben. Nicht zuletzt dadurch hat sich der Nordteil der Insel bis in die Gegenwart gehalten. Der älteste noch erhaltene Teil der ehe- maligen Insel ist das Gebiet zwischen Büsum und Deichhausen bis kurz vor Warwerort. Lange Zeit bildete der Schweinedeich die Nordgrenze der Insel Büsum. An seinen Verlauf erinnert heute die gleichnamige Straße im Ort. Auf Höhe des PostErholungsheims sind noch Reste dieses Deiches zu sehen. Ein paar Gehminuten östlich davon gelangt man zum Hirtenstall hier befand sich ursprünglich ein von einem Ringwall umgebener Rettungsplatz für das Vieh. .

Die Inselbewohner lebten von der Landwirtschaft, dem Handel und der Schifffahrt. Zu letzterem Erwerbs zweig gehörte in frühen Zeiten auch die Piraterie, die man einesteils selbst betrieb, unter der die Büsumer aber auch zu leiden hatten, wenn sie vor anderen ausgeraubt wurden. Im Jahr 1281 schloss Büsum zusammen mit den anderen Dithmarscher Kirchspielen einen Vertrag mit Hamburg und Lübeck, in dem man sich genseitige Sicherheit garantierte. Weitere Verträge dieser Art folgten. Nicht immer hielt man sich daran: 1434 brandschatzten Dithmarscher Piraten im Hamburger Hafen. Die Rache folgte auf dem Fuß: Die Hamburger fielen noch im gleichen Jahr Büsum ein und setzten Middeldorp samt Kirche in Brand. Trotz solcher Rückschläge kamen die Inselbewohner über die Jahre zu einigem Wohlstand - nicht zuletzt durch die fruchtbaren Böden des eingedeichten Marschlandes.

Koog um Koog - Büsum geht an Land

Im Süden war die Insel Büsum kaum zu halten: Besonders nach Sturmfluten kam es immer zu großen Überflutungen und Landabbrüchen. Davon konnten auch bereits eingedeichte Bereiche betroffen sein: So kam es zum Beispiel zur Ausdeichung des Ortes Werven, nachdem der Deich wegen starker Beschädigungen nicht gehalten werden konnte. Werven versank in der Folge, die Bewohner siedelten sich dann im Kretjenkoog an und nannten die neue Ortschaft Warwerort. .

Der höher gelegene und bereits eingedeichte Teil um den Ort „Norddorp" (das heutige Büsum) war vor Sturmfluten besser geschützt. Auf der Nordseite trennte der Wardstrom die Insel vom nahen Festland, dem man mit weiteren Eindeichungen schrittweise näherkam. Im 1452 angelegten Nienkoog entstand der Ort Osterdeichstrich: 1575 folgte der Grovenkoog mit der späteren Ortschaft Westerdeichstrich. .

Zehn Jahre danach setzte die Landfestwerdung ein: Auf Höhe von Reinsbüttel hatte sich durch die Gezeitenströme sehr viel Schlick abgesetzt, sodass man bei Ebbe trockenen Fußes nach Büsum gelangen konnte. Der Bau eines Dammes rückte damit in den Bereich des Möglichen. Nach mehreren Beratungen zwischen Büsumer, Reinsbütteler und Großbütteler Einwohnern und dem Gottorper Herzog entschied Letzterer 1584, dass „der Dammbau mit gesamter Hand in Angriff genommen und fertiggestellt werden sollte". Am 30. Juni 1585 war es dann so weit: Der 2 Kilometer lange ,;'Wahrdamm" war fertig. Der Verlauf des Wahrdamms lässt sich noch heute leicht verfolgen: Auf ihm verläuft die Straße von Österdeichstrich nach Reinsbüttel, die bis heute diesen Namen trägt. .

Schon wenige Jahre später umschloss der Wahrdammskoog dieses Gebiet, Hedwigenkoog und Friedrichsgabekoog folgten, sodass Büsum immer mehr ins Festland eingebettet wurde. .

Die Landgewinnung rund um Büsum erstreckte sich bis in die jüngste Vergangenheit: Erst 1978 wurde der Speicherkoog vollendet. Der einstige Hafen Warwerort verlor damit seinen direkten Nordseezugang.

Sturmfluten prägten Land und Menschen

Mehr als gegen jeden äußeren Feind haben die Menschen an der Küste gegen die Natur zu kämpfen. Sturmfluten stellten eine ständige Bedrohung dar und verursachten große Veränderungen der Küstenlinie. Schon Wasserstände, die unsere heutigen Deiche leicht verkraften, setzten in früheren Jahrhunderten große Gebiete unter Wasser. .

Die ersten Deiche, die die Menschen bauten, waren niedrige Ringwälle, um Ackerland und Vieh vor Überflutung zu schützen. Bis daraus die Deiche wurden, die wir heute kennen, bedurfte es vieler Entwicklungsschritte ­ nicht selten erzwungen von schweren Rückschlägen in Form von Deichbrüchen. Stumme Zeugen davon sind bis heute die vielen Wehle rund um Büsum: Die heute so friedlich daliegenden Gewässer sind Spüllöcher, die nach Deichbrüchen entstanden (Wehl = wühlen). Diese Gräben waren oft sehr tief und konnten mit den damaligen Methoden nicht verfüllt werden. Deshalb hat man den neuen Deich meist bogenförmig um den Wehl he­ rumgeführt. Auch die Perlebucht ist auf diese Weise entstanden. .

Wann die Büsumer mit der Eindeichung ihrer Insel begannen, kann nicht genau datiert werden. Erste Deichbauten an der Küste gab es schon um da Jahr 1000; der Schweinedeich, eine der ältesten Büsumer Deichfragmente soll in der Zeit nach 1400 entstanden sein; im Jahr 1455 gab es das Büsumer Deichrecht, das als erstes Gesetz diese Art in Dithmarschen die Pflichten bei Deichbau und Deichunterhaltung regelte. Alten Karten zufolge war der Nord teil Büsums Ende des 15. Jahrhunderts komplett eingedeicht. Das zu dem Zeitpunkt bereits aufgegebene Middeldorp lag im Deichvorland. Auch nach dieser Zeit kam es immer wieder zu Überschwemmungen: Bei der Allerheiligenflut 1532 brachen zwei Drittel aller Deiche. Das Wasser schlug bis an die Mauern der Kirche in die sich die Menschen geflüchtet hatten. Im Anschluss brach durch die unter dem Schlamm begrabenen Leichen und durch Ratten auch noch die Pest aus, die 360 Opfer forderte. .

Die Burchadi­Flut 1632 (zweite groote Mandränke) überflutete in Büsum sogar die Warften. Es ertranken 168I Menschen sowie 1360 Stück Vieh. Ebenfalls schlimme Folgen hatten zwei kurz aufeinander folgende Fluten. Anfang des 18. Jahrhunderts: Nach der Weihnachtsflut 1717 glich gleich die gesamte Dithmarscher Marsch einer offenen See. Die Deiche um Büsum wurden auf ganzer Länge mehr oder minder stark beschädigt. Das Dorf Werven war fortgespült worden. Noch bevor die Schäden der Weihnachtsflut beseitigt werden konnten, brach an 25. Februar 1718 eine weitere, noch höhere Flut ein. Im Jahre 1825 wurde Büsum das letzte Mal überflutet. Ursache der Deichbrüche war hauptsächlich die an vielen Stellen zu geringe Deichhöhe. .

In der Folge baute man einen sogenannten Bermedeich mit Steindossierung, wie er sich zuvor schon in einem Deichabschnitt bei Warwerort bewährt hatte. Die neue Bauweise brachte zwar mehr Sicherheit, war aber auch teurer. Die Deichbaulasten stiegen so sehr an, dass Büsum von der Zahlungsunfähigkeit bedroht war. Erst nach einem „Schuldenschnitt“ im Jahre 1847 ging es mit der Gemeinde wieder aufwärts. .

1962 entging Büsum nur knapp einer Katastrophe (siehe Bild). Die schweren Deichschäden erzwangen den Neubau des Hauptdeiches, der abermals höher wurde und ein flacheres Profil aufwies. Diese Konstruktion hat sich bewährt: Als 14 Jahre später, am 3. Januar 1976, die bisher höchste Flut (5,15 m über NN) auflief und im benachbarten Christianskoog ein Deich brach, hatte Büsum keine nennenswerten Schäden zu verzeichnen. 2014/2015 erfolgte eine weitere Deichverstärkung. Die Steinkante wurde angehoben, der Deich erhielt ein anderes Profil und wurde um 0,50m erhöht.

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ZITAT

Ol Büsen liggt int wille Haff,  de Flot de keem un wöhl en Graff. 
De Flot de keem un spöhl un spöhl,  bet se de Insel ünner wöhl.
von Klaus Groth

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Wegen notwendiger Bauarbeiten ist das Museum ab 5. September 2022 bis voraussichtlich Frühjahr 2023 geschlossen.

 

 


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